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Landesethikkomitee: Medizinethische Aspekte der Coronaschutz-Impfung
Als beratendes Organ der Landesregierung zu ethischen Fragen im Gesundheitswesen hat sich das Landesethikkomitee mit den medizinethischen Aspekten der Coronaschutz-Impfung befasst. Eingangs geht der Präsident des Landesethikkomitees, Primar Herbert Heidegger, auch auch die aktuelle Lage ein und warnt: "Aktuell breitet sich die deutlich ansteckendere Omikron-Variante des Virus zunehmend in Europa aus. Nur wenn alle mitmachen und sich ein drittes Mal gegen Covid-19 impfen lassen, können wir einen erneuten Lockdown verhindern."
Hier folgt die Stellungnahme des Landesethikkomitees im Wortlaut:
Impfungen gegen Covid-19 haben sich als wirksame Maßnahme zur Bekämpfung der Pandemie erwiesen. Sie senken die Infektionsrate und schützen im Falle einer Infektion nachweislich vor einem schweren oder tödlichen Verlauf der Erkrankung. Sie senken damit die Anzahl der Hospitalisierungen und können einer Überlastung der Krankenhäuser vorbeugen.
Bei den von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassenen Impfstoffen wurden die üblichen Standards und Sicherheitsvorkehrungen bei der Entwicklung und Testung der Impfstoffe eingehalten. Aufgrund der pandemischen Notsituation allerdings konnte das Verfahren teils verkürzt werden, weil die vorgesehenen Prüfungen der drei Zulassungsphasen parallel und nicht nacheinander durchgeführt wurden.
Wie bei jeder Impfung sind auch bei Covid-19-Impfungen Nebenwirkungen möglich. Diese halten sich insgesamt jedoch im Rahmen des Ausmaßes von Nebenwirkungen anderer Impfungen. Wägt man den wirksamen Schutz durch eine Impfung ab mit den möglichen Nebenfolgen, überwiegen die positiven Wirkungen der Impfung klar.
Ob sich jemand impfen lässt oder nicht, ist eine höchstpersönliche Entscheidung. Sie betrifft die eigene körperliche Integrität und das Prinzip der informierten Zustimmung. In einer Pandemie, deren Überwindung Maßnahmen erfordert, die sich nachteilig auf viele Mitglieder unserer Gesellschaft auswirken (wie Beschränkung von persönlichen Freiheitsrechten, Lockdowns, wirtschaftliche Folgen, Überlastung des Gesundheitssystems etc.), sind aber aus ethischer Perspektive die Auswirkungen von persönlichen Entscheidungen auf Dritte und auf das Gesundheitssystem mitzubedenken. In diesem Sinne ist eine Entscheidung für oder gegen eine Covid-19-Impfung zwar eine höchstpersönliche, die jeder und jede für sich treffen muss, sie betrifft aber andere mit, sodass sie nicht nur eine rein private Entscheidung ist. Es geht nämlich nicht nur um den Schutz der eigenen Gesundheit, sondern auch jene der Menschen im eigenen Umfeld sowie darum, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
In Bezug auf die Covid-19-Impfung sind viele Menschen verunsichert, weil viele, teils widersprüchliche Informationen im Umlauf sind. Um sich ein angemessenes Urteil bilden zu können, ist wissenschaftlich geprüftes medizinisches Wissen notwendig. Mittlerweile gibt es verlässliche Informationen zur Corona-Schutzimpfung im Internet, beispielsweise auf den Seiten der Europäischen Kommission, des italienischen Istituto Superiore di Sanità (dort auch mit Antworten auf häufig gestellte Fragen, FAQ) oder des italienischen Gesundheitsministeriums.
Korrekte Informationen sind eine unverzichtbare Voraussetzung, damit Bürgerinnen und Bürger sich ein eigenes Urteil über die Impfung bilden und damit auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen können, schreibt das Landesethikkomitee abschließend.
Beratendes Komitee aus 12 Fachleuten
Das Landesethikkomitee besteht aus zwölf Fachleuten, die unter anderem aus dem medizinischen, rechtlichen und theologischen Bereich kommen. Das Komitee berät zu ethischen Fragen im Gesundheitswesen und bezieht dazu Stellung.
Weitere Informationen zum Landesethikkomitee liefert ein eigenes Portal auf der Internetseite des Landes Südtirol.
Link zur Originalaussendung mit den eventuellen dazugehörigen Fotos, Videos und Dokumenten